Freitag, 2. Dezember 2016

Was ich mir aus meiner Elternzeit mitgenommen habe ... (und manchmal aber auch vermisse)

Leider komme ich weniger zum schreiben als ich gerne möchte, aber ich habe immer viele Ideen im Kopf, die ich so gerne verewigen möchte. Deswegen nutze ich jetzt einfach mal ein paar freie Minuten um niederzuschreiben, was ich mir bewahren möchte wenn ich an meine Elternzeit zurückdenke. Vielleicht auch was ich manchmal vermisse.

Es hatte sich als gut und sinnvoll erwiesen von vornherein nicht das eine hier übliche Jahr einzureichen, sondern gleich anderthalb Jahre. Trotz wackliger Finanzierung des letzten halben Jahres. Durch den Platz den unsere Maus erst mit 17 Monaten bei einer Tagesmutter antreten konnte, musste ich also auch etwas länger zu Hause bleiben. Im Nachhinein habe ich das SO genossen und vermisse die Zeit, die ich alleine mit meiner Tochter hatte.

1.) Aufstehen ohne Wecker

Seitdem wir nun jeden Tag um spätestens um 8 Uhr bei der Tagesmutti aufschlagen müssen, ist das eine der härtesten Veränderungen, die uns nach Ablauf der Elternzeit ereilt hat. Mir ist klar, dass ich hier auf hohem Niveau jammere. Ich habe es SO genossen früh einfach ausschlafen zu können gemeinsam mit meiner Tochter. In Ruhe im Bett stillen, aufstehen, ins Bad, gemeinsames Frühstück. Es war SO schön, diese Ruhe, dieser Nicht-Stress. Gerade wenn man eher zu den Eulenmenschen zählt. UHU ;o)

2.) Frisches Kochen 
Durch unser Baby kam bei mir wieder das Bewusstsein zurück WAS ich alles so zu mir nehme und was mich davon wirklich nährt. Was jetzt nicht heißt, dass ich jeden Tag Bio koche und alles selber anbaue usw. Wir haben eh keinen Garten und immer nur Bio können wir uns sowieso nicht leisten. Aber es gibt eine riesengroße Welt neben Nudeln und Pizza und die habe ich entdecken dürfen in meiner Elternzeit. Dadurch konnten wir unser Tochter auch gesunde Essensgewohnheiten beibringen von Anfang an. Außerdem haben wir ja sowieso BLW gemacht, sprich sie hat bei uns mitgegessen, Getrunken wird generel nur Wasser bei uns, selten Tee, ab und zu trinke ich früh einen Kaffee. Ich habe jeden Tag mindestens einmal frisch gekocht und dadurch viel experimentieren können. Zum Beispiel habe ich viel mit dem Slowcooker gemacht, einen Essensplan gibt es seitdem wöchentlich und auch für das Tiefkühlfach wurde viel gekocht. Manchmal mache ich auch mein "Powerfutter" selber, z.B. Stillkugeln oder Müsliriegel. Das frische Kochen habe ich mir bewahrt, auch nach der Elternzeit, allerdings ohne mir ständig Druck zu machen. Ab und zu Nudeln, Pizza oder Chinese sind vollkommen legitim.

3.) Achtsames Shoppen

Ich gebe zu es war eine massive Umstellung von Vollzeitgehalt auf Elterngeld-"Einkommen". Im Nachhinein war es aber ganz gut für mich! Denn ich habe erstmal gemerkt wieviel Geld ich vorher verschleudert habe und vorallem wie WENIG es brauch um glücklich zu sein. Flohmärkte, Mamikreisel, Ebay Kleinanzeigen und die Kleiderpartys in Dresden. All das habe ich für mich entdeckt und viele schöne Schnäppchen gemacht, sowohl für mich als auch für unsere Tochter. Aber noch viel wichtiger war die Erkenntnis, dass man den 10. Fummel überhaupt nicht braucht bzw. wie schön es ist das zu haben was man braucht und nicht was man viell. in 10 Jahren mit 5 Kilo weniger gern anzieht. Leider ist diese Haltung wieder etwas gebröckelt, nachdem die Elternzeit vorbei war. Aber ich habe mich so weit erzogen regelmäßig schonungslos auszumisten um einfach nicht im Kram zu ersticken und nur das im Schrank zu haben was ich tatsächlich auch anziehe.

4.) Mehr Ordnung und Minimalismus

Ein sehr wichtiger Punkt, weil ich mich vor dem Kind keinesfalls als ordentlich beschrieben hätte. Eine große Anzahl von Leuten würde sagen, die Mama Onion war früher liderlich und total chaotisch. Stimmte auch zu dieser Zeit! Nur die Zeiten änderten sich und die änderten mich. Dazu kommt dass ich seit Mitte 2014, also direkt am Anfang der Schwangerschaft, Eigentümer einer Wohnung wurde. Das hat meine Sichtweise auf Ordnung auch noch mal geändert. Es ist MEINS und das möchte ich schön haben und erhalten. Ich begann als unsere Tochter dann war, mich schrittweise dem Thema zu nähern und habe viele Ebooks über Minimalismus gelesen bzw. über die Systematik von Ordnung. Es gibt auch die Art von Ordnung, die von außen so aussieht. aber dann liegt der Müll IN den Schränken. Das wollte ich nicht. Deswegen habe ich Schritt für Schritt z.B. die Küchenschränke ausgemistet, dann solche Sachen wie das alte "gute" Porzellan, meinen Kleiderschrank (Säcke flogen raus!!!!) usw. um erstmal einen Grund an Ordnung reinzukriegen. Dann überlegte ich mir wo was hinkommt, was für Abläufe ich kreiere um die Ordnung zu behalten. Es hat gut getan und ich bin gerne zu Hause.

5.) Geregelter Tagesablauf und Festigung von Strukturen

Passend zur Ordung ist die Struktur, sprich ein geregelter Tagesablauf. Für mich sehr wichtig, das war er aber auch schon vor dem Kind. Auch wenn das nicht immer so war. Seit dem ich 2013 mal eine größere Sinnkrise hatte, hat mir das sehr geholfen mich durch die Krise durchzuhangeln. Ich mache Struktur viel am Essen fest. Das ist nicht allzu schwer, wenn so ein Tag drei Mahlzeiten hat und vielleicht zwischen durch noch ein kleines Vesper für den kleinen Hunger. Frühs sind wir immer schön raus gegangen spazieren oder auch mal einen Ausflug machen und nachmittags hat sie immer sehr lange geschlafen und meist sind wir danach auch nochmal raus. Unser abendliches Ritual läuft auch immer gleich ab. natürlich gab es hin und wieder mal Modifikationen, weil ich es auch nicht gut heißen kann wenn man sich zu sehr an Strukturen festhält. Vieles ergibt sich und man muss trotzdem flexibel sein. Beim Mittagsschlaf habe ich bis auf wenige Ausnahmen, wo wir mal unterwegs waren, immer drauf geachtet, dass dieser zu Hause im eigenen Bett statt findet. Mir war das wichtig, Schlaf ist so etwas intimes. Wir haben auch die ersten Monate bei der Tagesmutter so gelassen, dass meine Tochter immer im eigenen Bett zu Mittag gelandet ist.

6.) Keine tägliche (Stress!)-Logistik

Wie ich schon andeutete ist dieses zeitige Aufstehen das schwerste gewesen für mich, als es los ging mit wieder arbeiten und Tagesmutter! Von der ganzen Logistik mal abgesehen. Wir wohnen leider nicht direkt neben der Arbeit, geschweige denn haben einen KITA-Platz im Viertel bekommen. Mit der Bahn oder dem Fahrrad ist das alles nicht zu machen, also muss ich Auto fahren. Sprich: früh Kind zeitgemäß fertig machen. Wer ein Kleinkind hat, kennt den Stress. Vorallem wenn es nachts nicht durchschläft und viiiiiel Mama brauch. Ab ins Auto, gerade noch rechtzeitig bei der Tagesmutter ankommen, Kind abwerfen, danach auf Arbeit düsen über die Autobahn und ein paar Stunden arbeiten, dann wieder ins Auto, Kind vorm Mittag holen und wieder ab nach Hause, hochschleppen (Treppen, kein Aufzug, 3. OG!) und Kindchen ins Bett bringen. Am besten noch ohne selber was gegessen zu haben. Ich hatte im letzten Post schon angedeutet, dass dieses System an meine Grenzen stieß. Ich wollte nicht, dass meine Tochter so lange in Betreuung muss, aber durch das ganze Gestresstsein hat es auch wenig bis keinen positiven Effekt auf uns alle gehabt. Deswegen macht sie jetzt dort Mittagsschlaf und das ganze wurde deutlich entzerrt. Die Logistik an sich bleibt natürlich trotzdem.

7.) Geld ist nicht alles

Ich habe es schon angedeutet bei Punkt 4. Wir sind insgesamt viel achtsamer geworden was Geld angeht und ich arbeite deswegen momentan auch nur halbtags, weil mir das vom Grundgehalt vollkommen ausreicht. Viele verstehen das nicht. Weil es hier ziemlicher Usus ist, nach einem Jahr wieder voll arbeiten zu gehen. Ich habe aber vor allem meine Ansprüche und Erwartungshaltungen gesenkt! Mir sind die Zusatzausnahmen aus meinen Foto- und Shop-Projekten natürlich willkommen und wichtig, aber ich verprasse sie nicht sinnlos sondern in reinvestiere und lege es an.

8.) Spontanität und sich auch mal treiben lassen

Ein ganz wichtiger Punkt. Auch wenn er fast etwas dekadent und idealistisch klingen mag. Ein Jahr lang in finanzieller Weise halbwegs abgesichert zu sein, versetzt einen in ganz andere Welten. Nicht nur was die Kreativität angeht (siehe 9.) sondern was Freiheit und Spontanität angeht. Ein geregelter Tagesablauf ist super, muss aber auch Freiraum lassen für Entfaltung und Spontanität. Picknick? Ja, gerne. Ausflug in den Zoo, warum nicht? Heute mal nichts tun, auch gut. Und das ohne starres Korsett von Kinderabholzeiten, Arbeitsanwesenheitspflicht und finanziellen Sorgen. Natürlich war und ich bin kein Rockefeller, aber ich war viel zufriedener und weniger gestresst. Trotz dem unser Mäuschen mich vorallem nachts sehr gefordert hat.

9.) Kreativität die sich entfalten konnte...

Das hatte ich ja schon mal in einem anderen Post beschrieben. Die Elternzeit hat bei mir ungeahnte Kreativität freigesetzt. Ich konnte ausprobieren was mir Spaß machen könnte. Ich meine damit nicht nur meinen Dawandashop oder mein kleines Fotostudio sondern auch ganz zwangloses malen, Klavier spielen, nähen, filzen, ... ohne sich Druck zu machen, dass was rauskommen muss. Das hat so gut getan. Zwei Herzensprojekte konnte ich nach der Elternzeit für mich vertiefen und etablieren, was mich total freut und mir ein guter Gegenpart zum Berufsalltag mit Kind ist.  Das tolle war einfach sich mit gesicherter Bezahlung (=Elterngeld) einen oder mehreren Sachen widmen zu können ohne Angst um seine Existenz haben zu müssen. WIN WIN!


10.) Jeden Tag eine Portion Liebe und ganz viel Nähe

Bevor ich Mama wurde wusste ich nicht wie tief mich die Liebe zu einem Kind verändern kann. Schon alleine die Liebe zu meinem Mann war und ist sehr stark. Als wir Eltern wurden hat sich das alles nochmal verstärkt. Wir wurden langsam eine Familie und auch heute merke ich an manchen Stellen, dass wir wieder ein Stück mehr zusammen gewachsen sind. Das ist ein stetiger Prozess. Als unser Baby noch kleiner war habe ich sie viel getragen. Eine Woche nach der Geburt hatte ich ein elastisches Tuch ausgeliehen bekommen und trug sie damit bis sie 3 Monate war jeden Tag mehrere Stunden. Dann wechselte ich auf ein gewebtes Tuch. Mit jetzt fast 2 Jahren trage ich sie nur die Treppe hoch oder wenn sie beruhigt werden möchte, weil sie fast 12 Kilo wiegt. Aber ich denke gerne an unsere Tragezeiten zurück, an die Nähe, die Wärme und Geborgenheit. Wir kuscheln immer noch viel, auf dem Sofa, und vorallem im Bett. Ich schlafe neben ihrem Bettchen auf einer Matratze und bin nachts immer da wenn sie mich braucht. Ich brauche diese Nähe genau so, denn Nähe ist schön <3


Zusammenfassung: die Elternzeit hat mich grundlegend verändert und mich mehr zu mir selber gebracht. Wie gerne wäre ich wieder in diesem Zustand. Zwanglos und frei...

Eure...





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